Zwischen Natur und Kultur – Weinexkursion mit Patrik Schönenberger in Fully, 17. August 2017

Weinexkursion mit Patrik Schönenberger am 17. August in Fully

Bei strahlender Sonne und Temperaturen um die dreissig Grad folgen wir heute Vormittag zusammen mit dem Team der Alpen-Initiative der Einladung des CIPRA Schweiz – Präsidenten Patrik Schönenberger zu einer Weinbau-Exkursion in Fully. Er arbeitet als Enologe in der Westschweizer Landwirtschaftshochschule in Changins. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er am Genfersee selber einen kleinen Weinbau.
Unter Führung des Weinfachmannes wandern wir durch die Terrassenlandschaft oberhalb von Fully, das über eines der grössten Walliser Weinanbaugebiete verfügt. Patrik erläutert, dass es in der Schweiz früher mehr Rebfläche gab als heute. Wein sei aber bis ins 19.Jahrhundert mit lokalen Sorten in erster Linie für den Eigenkonsum produziert worden.
Wegen der aus Amerika eingeschleppten Reblaus sei der Weinbau in der Schweiz vor dem Ersten Weltkrieg stark zurückgegangen. Im Wallis sei der Weinbau aber nie ganz verschwunden. Nach dem 2. Weltkrieg habe der Weinkonsum stark zugenommen und viele neue Sorten seien gezüchtet worden. Besonders verbreitet seien heute die weissen Traubensorten Fendant (im Wallis die Bezeichnung für Chasselas) sowie die roten Sorten Pinot Noir und Gamay. Es gebe aber auch viele Spezialitäten, in Fully etwa Petit Arvin, Cornalin und Humagne Rouge. Während diese Traubensorten meist an Südhängen wachsen, seien andere besser für Nordhänge geeignet, wie die Blauburgunder-Traube.
Wie wir es bereits im Veltlin und in Salgesch gesehen hatten, besteht laut Schönenberger auch in Fully ein Trend zu mehr biologisch und immer mehr auch biologisch-dynamisch angebauten Weinen. Schönenberger, der in Changins auch in der Forschung tätig ist, berichtet kurz über aktuelle Entwicklungen. Heute werde weniger zur biologischen Schädlingsbekämpfung geforscht und mehr Energie in die Züchtung resistenter Rebensorten gesteckt. Damit könne eher auf den Einsatz von Chemie verzichtet werden.
Pioniere des Bio-Weinbaus sind in Fully die Winzerinnen Marie-Thérèse Chappaz und Marianne Granges. Letzterer Betrieb, die Domaine de Beudon, liegt, umschlossen von Felswänden, erreichbar nur mit einer kleinen Seilbahn und über einen steilen Bergweg, eindrücklich auf einer Terrasse hoch über dem Tal. Bei der Talsatation der Seilbahn empfängt uns eine Mitarbeiterin des seit 45 Jahren bestehenden Betriebes, den Marianne und ihr letztes Jahr verstorbener Mann Jacques seit einem Vierteljahrhundert biologisch-dynamisch bewirtschaften. Wir degustieren einen 2005er-Fendant, der schon etwas viel Luftaroma hat und wohl ein paar Jahre zu lang im Keller lag. Danach gibt es noch einen köstlichen Gamay aus dem Jahr 2009.
Etwas angeheitert durch die Weindegustation bei viel Sonne kehren wir nach Fully zurück, wo wir uns von unserem Gastgeber und den Freunden bei der Alpen-Initiative verabschieden.