28 Kilometer Weg und Temperaturen von 28 Grad sind heute zu überstehen, bevor wir uns im Wallfahrtsort Mariazell das Abendbier genehmigen können. Das ist für uns die bisher längste Wanderetappe und wir wundern uns, dass diese im offiziellen Führer des Wiener Wallfahrerweges lediglich als durchschnittlicher Abschnitt beschrieben wird. Jedenfalls ziehen wir heute früher los als sonst und kommen in der Frische des Morgens gut voran. Schon nach zwei Stunden ist Kaffee und Kuchen angesagt, die Wirtin des Gasthofs Gscheid hält für uns Zwetschkenstreussel frisch aus dem Ofen bereit. Dominik macht noch ein Telefon mit Marianna Elmi von der Alpenkonvention wegen der geplanten Veranstaltung in Meran, dann kann die Wanderung weitergehen.
In der prallen Mittagshitze gehen wir nun auf der asphaltierten Landstrasse, wo grosse Holzlaster gefährlich nahe an uns vorbei ziehen. Überhaupt sind wir mit dem Mariazellerweg nicht zufrieden, da uns dieser sehr oft auf Hartbelag und auf staubige Forstrassen zwingt. Manchenorts ist auch die Beschilderung ungenügend, wie sich an den beiden Wandernden unten auf dem Foto zeigt. Einzelne Routenabschnitte mit echten Wanderwegen bilden eher die Ausnahme, was uns erstaunt. Wir fragen uns, warum es nicht möglich ist, den Mariazellerweg mit seinen jährlich Tausenden von Besucherinnen und Besuchern über attraktive Wanderwege zu führen?
Nach weiteren zwei Stunden Gehzeit versöhnt uns die Wuchtlwirtin mit ihren berühmten Wuchtln. Das sind mit Marillenmarmelade gefüllte Ofennudeln, die man nature, aber auch mit Schoko- und Vanillesauce oder sogar mit Eierlikör geniessen kann. Da wir noch nicht ganz an unserem Tagesziel angelangt sind, beschränken wir uns auf die Minimalvariante. Kurz vor dem Gasthaus haben wir die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark überschritten und befinden uns nun im Walstertal, einem idyllischen Landschaftskleinod mit vielen Feuchtwiesen, die jetzt im Juni voll von seltenen Blumen sind. Etwas weiter unten im Tal kommen wir an den Hubertussee, ein romantisch gelegener kleiner Stausee, der um die Jahrhundertwende von der Industriellenfamlie Krupp angelegt wurde. Die am Nordufer des Hubertussees gelegene Bruder-Klaus-Kirche wurde als erste Kirche Österreichs dem Schweizer Nikolaus von der Flüe geweiht.
Ad: asphaltierte Wanderwege: es lebe die Niederösterreichische Güterwegeförderung …
Die ersten 130 von1700 km sind geschafft! Hoffentlich seid Ihr gut gestartet – ganz im Sinn von “Negativ: nothing”. Ich verfolge Euch täglich auf Tractalis, wo man auch mitbekommt, wenn Ihr von der geplanten Route abweicht. Allerdings frage ich mich, wie plötzlich Signale vom gegenüberliegenden Ufer des Hubertussees kommen können. Ist jemand rübergeschwommen? Und wenn ich mir etwas wünschen kann: Blogbilder, die sich vergrössern lassen. Anyway, macht’s gut!
Herzliche Grüsse aus dem Tessin
Hansruedi & Daniela