Whatsalp kommt am 29. September in Nizza an und springt ins Mittelmeer


Nach 119 Tagen erreichen wir unser Ziel Nizza. An diesem spätsommerlichen Nachmittag mit viel Sonne und warmen Temperaturen herrscht reger Betrieb in der Metropople der Côte d’Azur. Am Meer spazieren viele Einheimische und TouristInnen und geniessen Sonne und Meer. Auf dem kilometerlangen Strand tummeln sich Hunderte von Badegästen und genehmigen sich zwischendurch ein kühlendes Bad im Wasser. Zusammen mit unseren etwa zehn BegleiterInnen vom CAF Nice sind wir nun an die dreissig Personen, die wir mit aufgefaltetem whatsalp-Transparent der Strandpromenade entlang gehen. Die PassantInnen bleiben stehen und staunen über den eigenartigen Trupp, der da mit Wanderschuhen und Rucksäcken an ihnen vorbei zieht, einige zücken ihre Smartphones und lichten uns ab. Bei der Opéra Plage steigen wir die Treppe zum Strand hinunter und nehmen unser ersehntes Bad im Meer, von dem wir nun vier Monate lang geträumt hatten. Dieses Mal ist das Wasser angenehm warm, im Gegensatz zu 1992, als wir hier die TransALPedes-Tour bei Regen und Kälte abschlossen. Annette filmt alles, sodass FreundInnen und Bekannte unsere Ankunft im Livestream auf der whatsalp-Website miterleben können.
Anschliessend begeben wir uns zur altehrwürdigen Place de la Masséna im Zentrum der Stadt, wo Delphine Segalen von CIPRA France zusammen mit Martial Bos vom CAF Nice alles vorbereitet hat, sodass rund fünzig Gäste Platz nehmen können. Wir werden von Vizebürgermeister José Cobos, CAF Nice-Präsident Robert Ravaioli und Hélène Denis vom französischen Alpenclub FFCAM begrüsst. Unter der Moderation von Marc-Jerôme Hassid, Geschäftsführer von CIPRA France, präsentieren Dominik, Harry und Gerhard ein erstes Fazi von whatsalp, das wir vorgängig in einem Papier zusammengestellt und in den Alpensprachen und auf Englisch ins Internet gestellt haben. Es gibt noch eine kurze Diskussion mit den ZuhörerInnen, dann wechselt ein Teil der Wandergruppe, immer noch mit Rucksack und Transparent zum Sitz des CAF Nice in der Avenue Mirabeau, wo das Programm weiter geht. Der kleine Saal ist bis auf den letzten Platz mit vorwiegend älteren Mitgliedern des CAF Nice besetzt, als uns Präsident Robert Ravaioli und Vizepräsident Georges Torelli herzlich willkommen heissen. Vorne hat sich bereits der hauseigene Chor alp’cant aufgestellt und trägt nun eine Reihe von klassischen Alpen- und Bergsteigerliedern vor. Wir sind gerührt ob dieser unerwarteten Überraschung und klatschen freudig mit, bevor Dominik und Harry die Powerpoint-Präsentation mit den vorläufigen whatsalp-Resultaten zeigen.
Das Buffet mit Käse, Wurst und Wein können wir nicht lange geniessen, da das whatsalp-Abschlussessen mit unseren Mitwandernden auf uns wartet. Harry und Dominik wechseln also erneut das Lokal und treffen die Wandergruppe, die bereits am Dinnieren ist. Langsam etwas ermattet vom langen Tag beschränken wir uns auf kurze Dankesworte an alle Anwesenden, die zum Gelingen von whatsalp beigetragen haben: PartnerInnen, Freunde, Mitwandernde, KollegInnen. Annette rollt das lange Stoffband mit den Namen aller hundert Etappenorte aus, das sie bereits zur Halbzeit gemalt hatte. Sie fordert Kerngruppe und Mitwandernde auf, alle Ortsnamen auswändig aufzusagen, was uns dank regelmässigem Übens unterwegs heute Abend recht gut gelingt. In kleinem Kreis klingt whatsalp in einer Bar in der Altstadt von Nizza aus, bevor wir nach Mitternacht todmüde ins Bett sinken.

***

Heute hat mit whatsalp ein Projekt seinen Abschluss gefunden, das alle unsere Erwartungen übertroffen hat. Mit gegen siebzig Veranstaltungen und Ortsterminen (davon 18 in Österreich, 27 in der Schweiz, 11 Italien und 10 in Frankreich) absolvierten wir ein dichtes Programm und hatten damit eine überraschend grosse Medienpräsenz; und auch die whatsalp-Website erfreute sich zahlreicher BesucherInnen. Die vielen interessanten Begegnungen reichten von der spontanen Führung im lokalen Ecomuseum bis zur von langer Hand vorbereiteten Grossveranstaltung. Ermöglicht wurden diese Anlässe dank dem grossen Einsatz unserer PartnerInnen vor Ort und durch die Unterstützung von CIPRA International mit ihren nationalen Mitgliedsorganisationen und der schweizerischen Alpen-Initiative. Wir möchten hier bewusst keine Höhepunkte herausstreichen, obwohl es solche sicher gegeben hat; in unserem Blog sind (oder werden) alle Ortstermine und Veranstaltungen dokumentiert. Die Alpenwanderung mit ihren rund 1800 Kilometern Distanz und etwa 70‘000 Höhenmetern Aufstieg hat uns physisch gefordert, hinterlässt aber aber mannigfaltige Eindrücke und Erinnerungen. Und die zahlreichen Gespräche mit den rund 200 Mitwandernden aller Generationen waren für uns sehr bereichernd.
Vier Monate sind seit unserem Start auf dem Wiener Stephansplatz vergangen. Mit Wandern, Begegnungen und Dokumentation verflog die Zeit im Nu und wir vermögen kaum zu glauben, dass unsere Alpendurchquerung bereits vorüber ist. So werden wir noch einige Zeit benötigen, bis wir das Gesehene und Erlebte verdaut haben. Es folgt nun eine Phase der Reflexion und Verarbeitung der Ergebnisse. Das Kernteam möchte das Resultat in Form von Vorträgen, Publlikationen und mit einem Film einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.