Wer nicht weggeht, kommt nie an – Gespräch mit Jans Badura und Christian Stangl in Gstatterboden

Um 16 Uhr treffen wir uns in Gstatterboden zu einer Diskussion mit Jens Badura und Christian Stangl. Der Besucheraufmarsch ist nicht gerade überwältigend, aber immerhin haben sich neben der Wandergruppe einige Interessierte im Nationalpark Pavillon eingefunden. Zusammen mit dem Nationalpark hat Kulturphilosoph Jens Badura das Gespräch „120 Tage Gedankengänge“ mit Skyrunner Christian Stangl vorbereitet. Der 51-Jährige Stangl ist einer der ganz Grossen im Alpinismus und war der erste, der die „Triple Seven Summits“ – die Besteigung drei höchsten Gipfel jedes Kontinents – schaffte. Wir lernen Christian als sympathischen Menschen kennen, mit dem wir einen interessanten Abend verbrachten.

An diesem Nachmittag wagt Jens Badura wagt den Versuch, die Erfahrungen der whatsalp-Wanderung mit den Erfahrungen eines Spitzenbergsteigers zu vergleichen. Er wählt dazu aus Stangls Repertoire bewusst keinen Achttausender, sondern dessen 34-tägige Alleindurchquerung der Atacama-Wüste in Südamerika. Diesem Gewaltsmarsch stellt er die 120-tägigen Alpenwanderung der whatsalp-Gruppe gegenüber. Rasch wird klar, dass die beiden Unternehmen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Beim 51-jährigen Stangl geht es um sportliche Höchstleistungen, bei der gegenwärtig im Schnitt um die 60-jährigen whatsalp-Gruppe um eine wandernde Erkundung des Alpenraums.

Moderator Badura wählt für das Gespräch denn auch einen anderen als den Zugang als den über die sportliche Höchstleistung und stellt die Frage, inwiefern durch das Gehen ein anderes Denken und damit andere Erfahrungen möglich werden. Auf Baduras Hinweis, dass Denken immer auch einen inneren Dialog darstelle, bemerkt Stangl, dass sich dieser innere Dialog durchaus auch akustisch ausdrücke. Wenn er alleine unterwegs sei, beginne er oft mit sich selbst zu sprechen. Für die whatsalp-Gruppe bietet das Gehen – einmal abgesehen davon, dass es eine ökologische und gesunde Art der Fortbewegung darstellt – die Chance eines Perspektivenwechsels. Mit der Langsamkeit des Wanderns relativiert sich die Zeit und es entsteht Distanz zum Alltag. Wenn nicht gerade Ortstermine und Führungen angesagt sind, hat man während des Gehens Zeit zur Reflexion und zum Nachdenken über alles Mögliche. Die Langsamkeit des Wanderns ermöglicht konkrete Anschauung entlang des Weges, unerwartete Begegnungen und Bekanntschaften unterwegs und zwanglose Gespräche beim Wandern.

Schreiben Sie einen Kommentar