Nachdem unser TransALPedes-Kollege Gerhard das Kernteam bereits seit dem Start Wien begleitet, haben wir ab heute einen neuen Begleiter. Thomas, der als Journalist in der Schweiz tätig ist, wird für rund einen Monat mit uns mitwandern. So starten wir in Mayerling zu viert auf unsere weitere Wanderung durch den Wienerwald. Unser erstes Ziel ist der Peilstein, der berühmte Kletterberg vor den Toren Wiens.
Der Wienerwald trägt seit dem Jahr 2005 das Prädikat eines UNESCO-Biosphärenparks. In solchen Gebieten soll die nachhaltige Entwicklung in der ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimension exemplarisch verwirklicht werden. Dabei geht es nicht um klassischen Naturschutz im engeren Sinn, sondern um einen sektorenübergreifenden Ansatz, bei dem der Mensch und sein Wirken als Teil der Biosphäre im Zentrum stehen. Mit einer Fläche von 1050 qkm und etwa 750‘000 Einwohnern umfasst der Biosphärenpark Wienerwald ein sehr grosses Gebiet. Eine Besonderheit liegt darin, dass auch einige städtische Gebiete von Wien dazugehören. Ein Management mit rund einem Dutzend Mitarbeitenden kümmert sich um Projekte in den Bereichen Naturschutz, Forschung, Umweltbildung und Regionalmanagement. Angesichts der politisch unterschiedlich ausgerichteten Bundesländer Niederösterreich und Wien sowie zahlreicher unterschiedlicher Player in der Wienerwald-Region sind die Einflussmöglichkeiten des Biosphärenparks relativ gering. So besitzt das Biosphärenmanagement kaum Möglichkeiten, eines der grössten Probleme, die sich im Wienerwald immer weiter ausdehnende Zersiedlung, zu begrenzen. Angesichts dieser Situation ist der Euphorie der Gründergeneration, im Wienerwald ein Modellgebiet für die nachhaltige Regionalentwicklung zu schaffen, einer gewissen Ernüchterung gewichen.
Bei Weissenbach an der Triesting verlassen wir den Perimeter des Biosphärenparks Wienerwald, allerdings verändert sich das Landschaftsbild nun kaum. In Neuhaus und Weissenbach erinnern zerfallende Hotels und Landhäuser an die Blütezeit als Sommerfrische in der k.u.k. Zeit. Der interessanteste Teil der zweiten Tageshälfte ist unser Aufstieg durch die <ahref=”http://www.steinwandklamm.at/”>Steilwandklamm (Klamm = Schlucht). Zunächst müssen wir 4 Euro Eintritt bezahlen und uns vom Klammwart belehren lassen, dass wir uns hier in einer „EU-freien Zone“ befinden. Offenbar geht es um nicht gewährte EU-Förderungen für den Bau einer neuen Hängebrücke über die Klamm. Wir steigen das enge Tal auf Holzstiegen hoch und erreichen das Türkenloch, eine enge und dunkle Höhle, um die sich eine gruselige Sage rankt. Wieder heil dem Loch entkommen, weitet sich oberhalb der Klamm die Landschaft. Wir erreichen die Gemeinde Muggendorf mit den bekannten Myra-Wasserfällen, wo unsere Gastgeberin staunt, dass unsere Wallfahrt nicht nur bis Mariazell, sondern noch viel weiter geht.
Es gibt sie noch, die Einsamkeit in den Alpen!