Tote Hose in Rottenmann und Nationalpark Radio – von der Mödlinger Hütte nach Rottenmann

Während unserer Nacht auf der Hütte hat es geblitzt und gedonnert und ein starkes Gewitter ging nieder. Heute Morgen dampft das feuchte Gras in der bereits warmen Sonne noch etwas, doch bald wird alles wieder trocken sein. Wir bedanken uns bei Leo Gaiblinger für den Einblick in den Alltag einer Alpenvereinshütte und die Informationen über das Projekt „So schmecken die Berge“. In der Mödlinger Hütte jedenfalls haben uns die Berge geschmeckt. Bereits gestern Abend überraschten uns Petra Sterl und Daniel Kreiner mit ihrer kleinen Tochter mit einem spontanen Besuch auf der Hütte. Es ist die erste Hüttenübernachtung für die kleine Miriam, und ihre Eltern sind gespannt, wie die Nacht wird. Dominik kennt Petra aus seiner Zeit an der BOKU in Wien, wo sie ihre Doktorarbeit schrieb. Wenn sie nicht in Karenz sind, arbeiten heute Petra und Andreas beim Nationalpark Gesäuse. Die junge Familie begleitet uns heute die ersten Stunden des Weges, mit der kleinen Miriam im Tragerucksack. Mit von der Partie ist seit einigen Tagen auch wieder Gerhard Stürzlinger, den wir als neu-altes Mitglied ins whatsalp-Kernteam aufnehmen.

Die weitere Wanderung verläuft unspektakulär. Im Tal beschleunigen wir unseren Schritt, um die sieben Kilometer Teerstrasse zwischen Bärndorf und Rottenmann möglichst rasch hinter uns zu bringen. Rottenmann bezeichnet sich selber als eine der ältesten Städte Österreichs und mit Interesse betreten wir die Altstadt. Als erstes fällt uns ein umfangreiches Parkleitsystem auf und wir denken, dass es hier manchmal viele Tagesbesucher gibt. Aber am heutigen Abend wirkt die Hauptgasse ausgestorben und es scheint, als ob der Ort schon bessere Zeiten erlebt hatte. Die meisten Ladenlokale sind geschlossen und es gibt nur wenige Gastwirtschaften. Im Hotel Kofler erfahren wir, dass es in Rottenmann noch einen grossen Arbeitgeber mit über tausend Beschäftigten gibt. Es ist der Industriebetrieb AHT, der hier seinen Hauptsitz hat und sich laut Eigendarstellung der weltweit führende Hersteller von Kühl- und Tiefkühlsysteme für Handel und Gewerbe (Aldi, Lidl usw.) ist. Im Internet lernen wir, dass sich AHT einem betont ressourcenschonenden Fertigungsprozess verpflichtet habe und über einen Ethikkodex und eine Antikorruptionsrichtlinie verfüge. Das klingt interessant, hoffentlich werden diese Deklarationen ernstgenommen…

Um halb sieben holt uns Andreas Hollinger vom Nationalpark Gesäuse vor dem Hotel ab. Er hat uns zu einer Sendung des Nationalparkradios eingeladen, im Studio des Freien Radios „Freequenns“ in Liezen. Es ist eine von 14 freien Radiostationen in Österreich. Radio Freequenns begann am 1. April 1999 als eines der fünf ersten Freien Radios mit Volllizenz. Es gestaltet 24 Stunden am Tag ein breit gefächertes Radioprogramm. Menschen aller Altersgruppen und sozialen Schichten nutzen den offenen Zugang und gestalten eigene Sendungen, erlernen mediale Fertigkeiten, digitale Schnitttechnik usw. Freies Radio ist nicht-kommerziell und werbefrei. In den Sendungen stehen kulturelle Vielfalt, Partizipation, Information, die Abbildung der Gegenöffentlichkeit und Musik abseits des Mainstream im Vordergrund, schreiben die MacherInnen von Radio Freequenns auf ihrer Website. Alle zwei Wochen macht Andreas eine Sendung mit Themen rund um den Nationalpark Gesäuse. Die einstündige Sendung mit uns entwickelt sich zum alpenpolitischen Dialog zwischen dem Moderator und der whatsalp-Kerngruppe. Neben Dominik und Harry hat sich auch Gerhard dazu gesellt und nimmt seine Rolle als neues Kernteam-Mitglied in alter Frische engagiert wahr. Susanne Wölger ist für die Musik zuständig und legt unter anderem die Gruppe Bluatschingg auf, die sich damals für die Rettung des Tiroler Lechtals stark gemacht hatte.

 

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