Nebelgetrübt war die Sicht auf die geplante Skigebietsverbindung Andermatt-Sedrun, als sich die whatsalp-Gruppe am Sonntag, den 6. August auf dem Oberalppass zu einer Diskussion über das gigantische Projekt traf.
Doch Katharina Conradin, Geschäftsleiterin von mountain wilderness Schweiz und Präsidentin der internationalen Alpenschutzkommission CIPRA legte die Fakten sonnenklar auf den Tisch:
Geplant ist eine Verbindung der beiden bestehenden Skigebiete Andermatt und Sedrun, in einigen Jahren soll das Skigebiet mit 120 Pistenkilometern das grösste der Zentralschweiz sein. Die Verbindung steht in direktem Zusammenhang zum Resort Andermatt-Swiss Alps, das im Endausbau sechs 4- und 5-Sternehotels, 42 Wohnhäuser mit rund 500 Ferienwohnungen, 25 exklusive Chalets sowie einen 18-Loch-Golfplatz beinhalten wird. Den von weit her angereisten Gästen soll schliesslich etwas geboten werden.
Die Rolle der Umweltorganisationen im Prozess war schwierig, wie Katharina Conradin ausführte: Denn weder handelt es sich um ein bislang unerschlossenes Gebiet (dann wäre ein Ausbau in der Schweiz sehr schwierig), noch liegen rechtskräftige Schutzgebiete vor – womit die rechtlichen Chancen, das Projekt ganz zu verhindern, verschwindend klein waren. Die Interventionen der Umweltverbände waren deshalb vor allem darauf ausgerichtet, die Dimensionen des Skigebietes zu verkleinern und entsprechende Ersatzmassnahmen (z.B. der Rückbau des ehemaligen Skigebietes am Winterhorn) einzufordern.
Wie Katharina Conradin weiter ausführte, ist allerdings die Zukunft der Skigebietsverbindung genauso nebulös wie das Wetter draussen: Noch fehlt für das Projekt, das über 200 Mio. CHF kosten soll, ein Investor. Die bereits getätigten baulichen Massnahmen im Skigebiet beschränken sich bislang auf den Ersatz bereits bestehender Bahnen. Und auch wenn schliesslich ein zahlungskräftiger Investor gefunden würde, ist die Zukunft des Skigebiets nicht gesichert. Denn damit das Skigebiet dereinst schwarze Zahlen schreiben kann, müssen die Ersteintritte um rund 130% zunehmen. Dass dies wenig realistisch ist, dazu kam selbst eine Wirtschaftlichkeitsstudie der renommierten Hochschule St. Gallen. Die Skifahrerzahlen sinken in der Schweiz seit Jahrzehnten und haben gemäss Statistiken des Schweizer Seilbahnverbandes seit 1994 um mehr als 40% abgenommen! Und Klimawandel, Frankenstärke und die Überalterung der Gesellschaft tragen ebenso wenig dazu bei, wieder in die Zeiten von „Alles fährt Ski“ zurückzukehren. Rhetorisch fragte Katharina Conradin am Schluss ihrer Ausführungen, ob wir bei der nächsten Alpenquerung von Wien nach Nizza in weiteren 25 Jahren dereinst die Ruinen des Skigebiets durchwandern werden…
Wie viel konstruktiver wäre es doch gewesen, nach dem Wegzug der Armee aus dem Urserental gemeinsam mit der Bevölkerung und mit Unterstützung von Bund und Kanton, Visionen für eine nachhaltige Zukunft im Urserental zu entwickeln und umzusetzen!