Schuhflicker und Schneekanonen – von Schwarzach nach Dorfgastein

Das Wetter ist heute früh wunderschön und wir entscheiden uns, den weiten Weg von Schwarzach über den Schuhflicker nach Dorfgastein zu nehmen. Die Route durch die Gasteinerklamm ist nach einem Felssturz gesperrt und nicht mehr begehbar, und wir haben keine Lust, durch den mehrere Kilometer langen Strassentunnel ins Gasteinertal hinein zu wandern. Also brechen wir zeitig auf, scheitern aber als erstes gleich an der wegen einer Baustelle gesperrten Bahnüberführung und müssen einen grossen Umweg machen. Das gibt Dominik und Harry Gelegenheit, über den Bahnhof Schwarzach-St.Veith zu philosophieren, wo sie schon öfters auf den Geleisen übernachtet haben – im Nachtzug nach Wien, der hier früher jeweils einen langen Halt einschaltete.

Den Durchschlupf unter der Bahn hindurch und den Einstieg in unsere heutige Tour endlich gefunden, geht es  durch den steilen Bergwald zügig aufwärts, und nach einigen Stunden sind wir auf der schön gelegenen Schembergalm. Hier wird im Sommer noch jeden Tag gekäst und zu unserer Überraschung serviert uns die Älplerin eine Jause mit verschiedenen Käsesorten, alle aus der eigenen Produktion. Wir geniessen die Köstlichkeiten und kommen in ein angeregtes Gespräch mit den Almleuten, welche sich über den seltenen Besuch aus der Schweiz freuen. Dass wir von Wien nach Nizza wandern, konnten sie zunächst nicht verstehen, sie versprachen aber, uns in den kommenden Monaten in ihr Gebet einzuschliessen. Sie berichten auch über ihre Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg vor einigen Jahren, die bis nach Appenzell ging, was wiederum unseren Mitwanderer Thomas freut, der in Appenzell aufgewachsen ist. Mit guten Ratschlägen der Einheimischen ausgerüstet verlassen wir die gastliche Alm und nehmen den Steilhang hinauf zum Schuhflicker unter die Füsse (warum der Berg diesen Namen trägt, konnte uns niemand sagen). Etwas später stehen wir nach kurzer Kraxlerei am Gipfelkreuz und gratulieren uns zum ersten Zweitausender unserer Tour. Da wir uns mittlerweile etwas Kondition antrainiert haben, haben wir die 1500 Höhenmeter Aufstieg mühelos geschafft.

Tief unter uns sehen wir Dorfgastein liegen, unser heutiges Tagesziel. Der Wind ist stärker geworden und am Himmel brauen sich dunkle Wolken zusammen. Rasch beginnen wir mit dem Abstieg, um auf dem Gipfelgrat nicht in ein Gewitter zu kommen. Dieses erwischt uns dann doch noch, aber glücklicherweise erst weiter unten im Wald oberhalb vom Dorf. Unsere Pause auf der Heumoosalm bei mit erfrischendem Mizzi (Zitronensoda) und Hollersaft (Hollundersirup) hat wohl doch zu lange gedauert. So steigen wir im Regenschauer durch das ausgedehnte Skigebiet hinunter, ebenfalls Teil der amadé Skirarena. Hier wird gegenwärtig alles umgepflügt und der Wanderweg ins Dorf hinunter ist gesperrt, sodass wir mit der Teerstrasse Vorlieb nehmen müssen. Seit zwei Jahren werden die Pisten im grossen Stil planiert und überall stehen Schneekanonen neuester Bauart herum. Sie werden diesen Sommer wegen der grossen Trockenheit behelfsmässig zur Bewässerung der frisch angesäten Skipisten eingesetzt.

2 thoughts on “Schuhflicker und Schneekanonen – von Schwarzach nach Dorfgastein

  • Ich habe Eure gestrige Tour auf Tractalis verfolgt und um 13 Uhr festgestellt, dass Ihr zwar auf dem Grat oben angelangt, aber vom ursprünglichen Etappenziel gemäss Tourplan (Bad Gastein) noch ca. 20 Kilometer entfernt seid. Ich dachte mir: Prost Nägeli, die haben noch was vor! Wenn man Tractalis mit den Luftbildern anschaut, wechseln die die verwendeten Bilder beim Näherzoomen die Jahreszeit von Sommer auf Winter. Auf den Winterbildern wirft der Grat über den Ihr gewandert seid, auf dem Schnee furchterregende Schatten, als ob es sich um unglaubliche Zacken handle, aber vielleicht täuscht mich meine Luftbildinterpretation… Anyway, ich war froh für Euch, als ich realisiert habe, dass Ihr in Dorfgastein übernachtet.

    Herzliche Grüsse aus dem Tessin, wo es nach einer langen Schönwetterperiode seit gestern mehrmals täglich gewittert und sintflutartig regnet.
    Hansruedi

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