Bürgermeister Martin Ploderer von der Marktgemeinde Lunz am See empfängt uns um 18 Uhr vor dem Amonhaus und wir machen als erstes ein paar Fotos. Mit dabei sind Jan Salcher von den Bergsteigerdörfern und Gabriele Weigelhofer vom Wassercluster Lunz. Im altehrwürdigen Amonhaus sind heute die Gemeinde, das Tourismusbüro, die Post und ein Museum untergebracht. Das Haus, welches die Jahrzahl 1551 trägt und früher einem bedeutenden Lunzer Geschlecht gehörte, wurde von der Gemeinde vor dem Abriss bewahrt und präsentiert sich heute als sorgfältig renovierter Bau. Mit berechtigtem Stolz führt uns der Bürgermeister durch das erhabene Gebäude und betont, dass er sich keinen schöneren und besseren Arbeitsplatz vorstellen könne als diesen. Ploderer wurde vor 16 Jahren als schwarzer ÖVP-Bürgermeister gewählt, obwohl die Lunzerinnen und Lunzer traditionellerweise rot wählen. Sein Amt des Bürgermeisters ist ein Teilamt, daneben unterrichtet er als Lehrer an der Lunzer Hauptschule.
Bei einem Rundgang durch den Ort stellt uns der Bürgermeister die auf rund 600 m ü.M. liegende 1800-Seelen-Gemeinde vor. Bekanntestes Aushängeschild ist der Lunzer See, einer der wenigen Bergseen in Niederösterreich. Eine Besonderheit ist die Seebühne Lunz mit 25 bis 30 hochkarätigen Veranstaltungen pro Jahr. Der Trägerverein „Wellenklänge“ wurde übrigens im gleichen Jahr 1992 gegründet, als TransALPedes Lunz besuchte. Bekannt als Sommerfrische wird Lunz von vielen Tagestouristen besucht, der Aufenthaltstourismus hat in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Wichtige Arbeitgeber sind neben dem Tourismus die Land- und Forstwirtschaft und das Gewerbe. Viele Lunzerinnen und Lunzer pendeln zur Arbeit in die Industriebetriebe entlang der Eisenstrasse. Als Grossgrundbesitzer bestimmt die Familie Kupelwieser über einen erheblichen Teil der Gemeindefläche (Forstwirtschaft und Jagd).
Die Markgemeinde Lunz ist Mitglied des Netzwerks der Bergsteigerdörfer, welches von Jan Salcher vorgestellt wird. Die Bergsteigerdörfer wurden 2008 vom Österreichischen Alpenverein als Positivprojekt und Umsetzungsprojekt der Alpenkonvention gegründet. Die Bergsteigerdörfer haben heute rund zwanzig Mitglieder in Österreich, weitere kommen in Bayern und Südtirol hinzu. Salcher bezeichnet die Bergsteigerdörfer als „Regionalentwicklungsprojekt mit touristischen Bezug“ und fügt zwinkernd hinzu, dass es dabei durchaus auch um „Heimatschutz für kleinere Bergdörfer“ in den Alpen gehe.
Mitbegründer Roland Kals hatte vor zehn Jahren für die Bergsteigerdörfer folgende Kernsätze formuliert:
- Nähe ohne Respektlosigkeit
- Bewegung aus eigener Kraft
- Anregung ohne Hektik
Gemäss den Kriterien für die Mitglieder soll in Bergsteigerdörfern das Bergsteigen in allen seinen Formen möglich sein, wobei die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein besonderes Anliegen darstellt. Grosse Skigebiete und grosse Hotelresorts sind unerwünscht. Dies zeigt der Ausschluss des Osttiroler Ortes Kals aus dem Netzwerk, als dort eine Skischaukel und ein 600-Betten-Hotel gebaut wurden.
Die Gemeinde Lunz sah sich anfänglich nicht als Bergsteigerdorf, laut Bürgermeister Ploderer schätzt man es aber heute, dass sich Lunz im Konzert bekannter Bergsteigerdörfer wie Vent oder Mallnitz präsentieren könne. Für die Partnerbetriebe der Bergsteigerdörfer, v.a. Gasthäuser, welche Affinität für ein alpines Publikum besitzen müssen, eröffnet sich ein Potenzial von 1,7 Mio. Mitliedern der Alpenvereine. Für Ploderer helfen die Bergsteigerdörfer helfen aber auch mit, im Ort mehr Bewusstsein für die eigenen Natur- und Kulturwerte zu schaffen und ermöglichen den Erfahrungsaustausch mit anderen Gemeinden.
Das Wassercluster Lunz der Universität Wien, der Universität für Bodenkultur Wien und der Donau Universtät Krems wird von Arbeitsgruppenleiterin Gabriele Weigelhofer vorgestellt. Das Wassercluster entstand 2005 aus der bereits im Jahre 1905 gegründeten Biologischen Station Lunz. Die Forscherin erzählt, wie damals die Professorinnen und Professoren noch im langen Kleid und mit Krawatte ihren Projekten im Feld nachgingen. Für die Gemeinde ist es ein Glücksfall, dass für das Wassercluster das Landesjugendheim und die alte Forschungsstation renoviert und einer zukunftsorientierten Nutzung zugeführt werden konnten. Mit rund 60 bis 65 Mitarbeitenden, davon 15 in fester Anstellung, ist das Wassercluster heute einer der grössten Arbeitgeber in Lunz. Aus Sicht von Bürgermeister Ploderer geht der Nutzen des Wasserclusters jedoch darüber hinaus, steht es doch mit seiner internationalen Mitarbeiterschaft für die Weltoffenheit seines Ortes, der schon immer Besucherinnen und Besucher von nah und fern empfangen hat.
Nachdem wir mit ein paar Bildern die Erfahrungen unserer bisherigen Wanderungen und Begegnungen präsentierten, wird der Abend mit einem guten Essen im Bergsteigerdorf-Partnerbetrieb Zellerhof beschlossen.
Liebes whatsalp-Team!
An dieser Stelle vielen Dank fürs “Mitwandern-Lassen”.
Als kleines Dankeschön hier einen Link zu den Wiener/Österreichischen Kaffeespezialitäten, um die eventuell noch immer bestehenden Unklarheiten endgültig auszuräumen ;-)):
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kaffeespezialit%C3%A4ten#.C3.96sterreich
Alles Gute und liebe Grüße, wenn sichs ausgeht komm ich gern wieder ein Stück mit.
Andrea