Kurier-Besuch und „hier is nix los“ – von Rohr im Gebirge nach St. Aegyd am Neuwalde

Um 10 Uhr treffen wir ein Team der Zeitung Kurier vor der Kirche in Rohr. Wir haben das whatsalp-Transparent aufgespannt und posieren für den Fotografen. Doch ihm ist das gestellte Bild zu steif, er möchte von uns lieber Fotos während dem Wandern machen. Also brechen wir auf und versuchen der Redaktorin, die sich als passionierte Wanderin outet, Antworten auf ihre Fragen zu geben. Schon bald entspinnt sich ein interessantes Gespräch über verschiedene Aspekte rund um die Alpen, angefangen bei der Zukunft der Berglandwirtschaft bis zu den Problemen des Tourismus und des Verkehrs. Gerhard verwickelt die Journalistin in eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Fichtenmonokulturen, durch die wir nun kommen. Nach zwei Stunden muss das Kurier-Team umkehren, die Redaktionsgeschäfte – vermutlich aktueller als unsere Wanderung – können nicht warten. Mit dem Hinweis, dass in den nächsten Tagen im Kurier eine Reportage über whatsalp erscheinen wird, verabschieden sich die sympathischen BegleiterInnen von uns.

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„Hier is nix los“, hatte uns am Abend zuvor ein Bauer in Rohr geklagt. Wir können das bestätigen und finden, dass diese Ruhe durchaus seinen Reiz hat. Manche Einheimische sehen das wohl anders. So hatte der Wirt vom Gasthof Kaiser Franz Josef Steuererlass beantragt, weil sein Haus nicht mehr läuft. Jetzt hat er es zum Verkauf ausgeschrieben. Kein Mensch begegnet uns auf unserer heutigen Wanderung, einmal abgesehen von den lederbefrackten Motorradfahrern im Gasthaus Kalte Kuchl an einer lärmigen Töffstrecke. Stundenlang bewegen wir uns auf einsamen Wanderwegen und Forststrassen und sind allein mit uns selbst. Die Gegend hier im niederösterreichischen Industrieviertel ist abgelegen und still. Das zeigt sich auch, wenn man Satellitenbilder mit den nächtlichen Lichtimmissionen betrachtet. Darauf gehören die Gebiete zwischen der Steiermark und Niederösterreich zu den lichtärmsten der ganzen Alpen. Dabei wurden uns doch doch vor 25 Jahren die okzitanischen Täler im Piemont „schwarzes Loch Europas“ präsentiert…

In St. Aegyd entdecken wir am Abend zu unserer Überraschung den Landgasthof zum Blumentritt, der von den beiden Schwestern Christa Hollerer und Ulli Hollerer-Reichl liebevoll geführt wird. Die Website verspricht: „Ungezwungenes Kreatives aus der Küche und ein edles Weinangebot aus dem Weinkeller lassen einen Aufenthalt zu einem kulinarischen Gesamtgenuss verschmelzen.“ Dieses Versprechen ist keineswegs untertrieben und wir erleben einen gastronomisch gehaltvollen Abend. Unsere Teller sind gefüllt mit Köstlichkeiten wie geschmolzenem Schafskäse auf Kräutersauce, Hirschragout aus heimischer Jagd, österreichischer Lammrücken, Gröstl, Saisongemüse und süssen Köstlichkeiten aus der Region. Die Jeunes Restaurateurs Europe lassen grüssen.

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