Holzknechte und Schwellenmandl – von Hochreith nach Palfau

Von Hochreith nach Palfau

Nachdem wir im Klein-Schöntal auf der Hochreith bei der Familie Lugbauer in abgelegener Stille eine ruhige Nacht verbracht haben, misslingt am Morgen als erstes ein Telefoninterview mit Radio Steiermark. Dominik hat beim Abmachen nicht berücksichtigt, dass es im Klein-Schöntal keinen Handyempfang gibt. So versucht die Journalistin um halb acht Uhr morgens vergeblich, die whatsalp-Gruppe zu erreichen. Das Interview wird am nächsten Sonntag nachgeholt.

Nach einem herzhaften Bauernfrühstück starten wir frisch gestärkt – begleitet von den guten Ratschlägen der Bäuerin – in Richtung Lassing, das wir nach zwei Stunden erreichen. Lassing ist der Ausgangspunkt für das grösste niederösterreichische Skigebiet Hochkar, mit dem sich TransALPedes bereits 1992 beschäftigte. Damals ging es um die Frage, ob hier in diesem „Schneeloch“ überhaupt Schneekanonen installiert werden sollten. Eine Investition, die unterdessen längst getätigt worden ist. Das Skigebiet am Hochkar wurde, wie auch das am Ötscher, vor einigen Jahren von der österreichischen Schröcksnagel-Gruppe aufgekauft.

Wir setzen uns in Lassing in Wirtshaus und suchen auf der Karte eine Route, welche nicht über die Bundesstrasse nach Palfau führt. Der Weg über das Hochkar würde sieben Stunden dauern, das ist uns bei der herrschenden Mittagshitze zu lang. Doch dann zeigt uns Thomas einen Prospekt von der „Erlebniswelt Mendlingtal“, ein 3,5 km langer Themenweg entlang des Mendlingbaches zur Geschichte der Hammerwerke, Triftanlagen, Klausen und Mühlen in dieser Gegend. Nach einem Besuch dieses Landschaftsmuseums sind beeindruckt von diesem Einblick in das Arbeitsleben der alten Holzknechte und Schmiedegesellen.

 

Im Mendlingtal treffen wir auf das „Schwellenmandl“, welches hier sein Unwesen trieb. Über Jahrhunderte hat es die Fuhrleute in Angst und Schrecken versetzt, wenn sie zu übermütig wurden:

„Ein Mandel haust im Schwölleck drin,

sein Kleid, sein Hut wie Laub so grün,

bald wie ein Zwerglein schwach und klein,

bald wie ein Riese stark kann’s sein.

Zumeist ist es den Menschen gut,

den Armen es gern Gutes tut.

Wer lärmt im Wald, der macht es wild,

und gleich des Manderls Rache fühlt.“

Den Rest des Nachmittags verbringen mit dem Abklappern der Hauptstrasse nach Palfau, wobei wir zum zweiten Mal die niederösterreichisch-steirische Grenze überschreiten. Ob die Pufferzone zwischen den beiden Bundesländern tatsächlich besteht, wie Dominik vermutet, haben wir offen gelassen. Gegen Abend erreichen wir die Selbstkocherhütte vom Bergbauernhof Tanner, in der wir heute übernachten. Doch obwohl die Hütte eine halbe Wegstunde über dem Dorf liegt, lassen wir uns das ausgezeichnete Abendessen im Stiegenwirt nicht nehmen. Harry bekommt davon nichts mit; er ist immer noch in der Schweiz unterwegs und wird uns am nächsten Abend erreichen, völlig erschöpft nach achtstündiger Aufholjagd und mehreren Negativerlebnissen mit Bahn und Bus in Österreich.

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