Nach dem Abendessen treffen wir Yves Duffey von der BürgerInneninitiative Sauvons la Roya. Yves arbeitet seit zwanzig Jahren als Nationalparkführer im Vallée du Merveilles und engagiert sich für die Zukunft des Vallée de le Roya. Neben seiner seit fünf Jahren bestehenden Gruppierung besteht seit rund zwanzig Jahren auch die Organisation Roya Expansion Nature. Gemeinsames Anliegen dieser beiden Organisationen sei es, den Bau einer neuen Transitstrasse zu verhindern, die die Côte d’Azur über den Tendapass mit Turin verbinden würde. Eigentlich würde die von beiden Ländern ratifizierte Alpenkonvention den Bau von neuen alpenquerenden Transitachsen von vornherein verbieten.
Yves Duffey berichtet, dass im Roya-Tal immer mehr Fünfzigtönner verkehrten, und dass bei deren Durchfahrt durch die Dörfer oft die Häuser zitterten. Die Strasse im engen Tal sei an einigen Stellen so schmal, dass die grossen Lastwagen nicht kreuzen können. Für einige Unternehmer an der Küste sei es ein lohnendes Geschäft, den Zement in Italien billig einzukaufen und dann an die Côte zu fahren und dort teurer zu verkaufen (ein Kandidat für den „Teufelsstein“ der Alpen-Initiative?). Am Scheiteltunnel am Tendapass regelt bisher aus Sicherheitsgründen eine Lichtsignalanlage den einspurigen Verkehr. Nun ist eine zweite Tunnelröhre im Bau, womit die Verkehrskapazität massiv erhöht wird. Allerdings liegt die Baustelle derzeit wegen politischer Querelen und Korruption still.
Fünf Gemeinden aus dem Roya-Tal ersuchten das Departement Alpes-Martimes laut Duffey, das Höchstgewicht der Camions auf 19 Tonnen zu senken. Bei den Politikern habe das Anliegen der Talgemeinden allerdings kein Gehör gefunden. Auch Vorschläge aus der Region, statt der Strasse die Eisenbahnlinie auszubauen, seien beim Préfet auf Ablehnung gestossen. Dabei würde sich die Tendabahn grundsätzlich als Gütereisenbahn eignen, da sie relativ geringe Steigungen, grosse Kurvenradien und geeignete Tunnelquerschnitte aufweise. Yves Duffey bedauert auch, dass die Sensibilisierung der Bevölkerung im Roya-Tal zum Verkehr noch sehr gering sei. So sei den Leuten zum Beispiel nichts über die schädlichen Auswirkungen des NOx bekannt. Zu den Kundgebungen gegen die Strassenbaupläne kämen bei insgesamt 5000 EinwohnerInnen im Roya-Tal gerade mal 150 Personen.
Gerhard Stürzlinger berichtet daraufhin von seinen Erfahrungen, die er über lange Jahre am Brenner gemacht hat, wo er sich als Obmann der lokalen Bürgerinitiative jahrelang gegen den wachsenden Transitverkehr wehrte. Zwischen Duffey und Stürzinger entwickelt sich ein Gespräch und die Kontakte werden ausgetauscht. Bei unserer Ankunft in Nizza einige Tage später wird uns dann ein weiterer Vertreter der Bürgerinitiative „Sauvons la Roya“ auf der Place Masséna begrüssen.